Ich bin eine der DozentInnen an der Bürgerakademie und ZDF-Journalistin. Wir spüren, wie alle Deutschen, dass sich unsere Gesellschaft in diesen Wochen grundlegend verändert, auch auf Dauer verändern wird. Wenn bisher vor allem das Gespräch, die Zusammenkünfte, das gemeinsame Feiern wichtig waren, wird sich die Bedeutung der digitalen Kommunikation durch Corona und die nötigen Maßnahmen sprunghaft erhöhen. Alles, was den direkten Kontakt zwischen Menschen überflüssig macht, wird nachgefragt werden, auch Home-Office und E-Learning.
Darum möchten wir mit dieser Plattform dazu beitragen, das kommunikative Wissen und Können von möglichst vielen BürgerInnen zu verbessern. Die Bürgerakademie strebt eine enge Zusammenarbeit mit Bibliotheken und Volkshochschulen an. Ulrich Aengenvoort, der Verbandsdirektor des Deutschen Volkshochschulverbandes, sieht in der Bürgerakademie „ein beeindruckendes Projekt, weil Schreiben für die Öffentlichkeit heute nicht mehr nur den Profis vorbehalten ist. Online-Medien und Soziale Netzwerke bieten potentiell allen Menschen die Chance, sich an öffentlichen Debatten zu beteiligen. Dazu müssen wir uns selbst angemessen in Worte fassen können: Seriös, präzise, verständlich, respektvoll. Die Demokratisierung des gesellschaftlichen Diskurses kann die Demokratie stärken. Daran wirken die Volkshochschulen gerne mit.“
Vor 20 Jahren bestimmten die klassischen Medien, also Zeitungen, Zeitschriften, TV-Sender, Radiostationen, was wir lesen, sehen, hören. Heutzutage sind soziale Medien für viele die wichtigste Informationsquelle geworden, und die User müssen selbst entscheiden, welchen Informationen sie trauen. Sie werden zu ihren eigenen Chef-Redakteuren: Wie erkenne ich Fake News? Wie benutze ich Mediatheken? Wie google ich richtig?
Wir Journalisten haben gemerkt, dass wir es heutzutage mit anderen Zuschauern und Lesern zu tun haben. Sie wollen wissen, wie unsere Nachrichten und Berichte, wie unsere Meldungen und Filmbeiträge entstehen. Unsere Idee ist ganz einfach: Wir möchten, dass möglichst viele Menschen verstehen, wie Medien ihr Leben beeinflussen; und was sie beachten sollten, wenn sie selbst Texte, Fotos oder Videos veröffentlichen, auf Facebook, YouTube oder Instagram, in Kommentarspalten oder im eigenen Blog.
Wer soziale Medien füttert mit eigenen Fotos und Texten, muss Antworten finden auf Fragen, die jeder Journalist während seiner Ausbildung gelernt hat: Wer muss mir Auskunft geben? Welche Fotos darf ich veröffentlichen? Wie muss ich die Privatsphäre schützen? Wie überprüfe ich Informationen?
Heute nutzt unser Publikum die sozialen Medien, um uns zu kritisieren und zu korrigieren. Damit konstruktiv umzugehen, kann man lernen. So kann eine redaktionelle Gesellschaft zum Vorteil aller entstehen!