Du schreibst einen Text, sei es eine Mail, einen Artikel, eine Bewerbung. Stell dir vor, es gebe ein Tool, das korrigiert, was du falsch geschrieben hast. Wäre das nicht schön? Solche Programme gibt es längst, sie sind sehr nützlich. Was aber, wenn das Tool nicht nur deine Rechtschreibung verbessert, sondern auch deine Grammatik, deinen Stil, deine Dramaturgie? Wenn du einen Ratgeber hast, der dir zeigt, warum sich dein Text besser liest, wenn du weniger Nominalkonstruktionen und mehr Verben verwendest, wenn du Schachtelsätze vermeidest, wenn du Adjektive streichst? Wenn sich dein Text hinterher liest, als habe ein Sprachprofi deinen Text redigiert?
Mit der Wolf-Schneider-KI (WSKI) bieten wir ein auf künstlicher Intelligenz basierendes Tool an, das all denen zur Seite steht, die Texte verfassen. Grundlage dieses Tools sind die Schreibregeln von Wolf Schneider, entwickelt in vielen Büchern und in den Tutorials der Reporterfabrik.
Die große Frage: Wie können Maschinen vom Menschen lernen, die menschliche Sprache besser zu beherrschen als Menschen; wie können Computer die Intelligenz von Wolf Schneider zu künstlicher Intelligenz umformen, die von nun an Texte so redigiert, wie er es getan hätte? Wir haben die WSKI gefüttert mit Absätzen, in die wir jede Menge Phrasen, Füllwörter, Schachtelsätze, Modewörter, Klischees, Nominalkonstruktionen, Anglizismen, überflüssige Adjektive, Partizipalkonstruktionen gestopft haben. Wieviel wird die WSKI erkennen von dem, was Schneider für schlechtes Deutsch hält?
Zum Beispiel haben wir ihr diesen Satz zum Fraß vorgeworfen: „Durch die Verhaftung des Bürgermeisters kam Bewegung in die Art und Weise der Zusammenarbeit zwischen den Parteien und führte zu einer Überprüfung der Regierungsarbeit.“ In ersten Redigatur kam von der WSKI zurück: „Der Bürgermeister wurde verhaftet, was die Zusammenarbeit zwischen den Parteien belebte und eine Überprüfung der Regierungstätigkeit veranlasste.“ Das reicht nicht, haben wir ihr gesagt, mach es besser! Zurück kam: „Der Bürgermeister wurde verhaftet, was die Zusammenarbeit zwischen den Parteien belebte und die Regierung dazu anregte, ihre Arbeit zu überprüfen.“
Das Tool basiert auf dem Sprachmodell ChatGPT des Unternehmens Open AI, bei jeder Texteingabe durch User werden die von uns entwickelten Anleitungen aktiviert. Die uns durch die Nutzung von ChatGPT entstehenden Kosten berechnen wir dem User.
Um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen, sind sechs Dinge wichtig. Erstens: Teile der WSKI über die beiden Wahlfunktionen mit, was sie tun soll (Text verbessern / Überschrift finden / Vorspann formulieren) und nach den Regeln welcher Gattung (Nachricht, Reportage, Bewerbungsschreiben etc) der Text redigiert werden soll. Da eine Reportage anders redigiert werden sollte als ein Bewerbungsschreiben und eine Nachricht anders als ein Kommentar, teilst du so dem Tool mit, nach welcher Anleitungen es deinen Text redigieren soll. Zweitens: Reportagen können im Moment nur bis zu einer Länge von 12.000 Zeichen bearbeitet werden. Drittens kannst du den so bearbeiteten Text daraufhin überprüfen, ob es Wörter und Sätze gibt, die dir besser gefallen (durch Mausklick auf den Satz machst du die Alternativen sichtbar). Viertens zeigt dir die WSKI, warum dein Text verändert wurde und wie du ihn noch besser machen kannst (durch Aktivieren der Funktion „Analyse“). Fünftens kannst du mithilfe der Funktion „Analyse“ von der WSKI beschreiben lassen, wie du deinen Text noch besser machen kannst. Sechstens entscheidest du, ob und wie du deinen Text veränderst. Die WSKI hilft dir, wenn du willst. Auch dein Feedback wird sie besser machen (siehe den Text „Wie Feedback die WSKI besser macht“).
Wir sind von den Vorteilen von KI-Anwendungen überzeugt, vor manchen Risiken von künstlicher Intelligenz wird allerdings zu Recht gewarnt. Wir Menschen bringen dem Computer unsere Sprache bei, um uns mit ihr unterhalten zu können wie mit einem Menschen. Auch unser Wolf-Schneider- Experiment, das lernen wir schnell, nutzt der Computer, um eleganter mit unserer Sprache umzugehen. Das freut uns, das nutzen wir, das sollen zukünftig Zehntausende nutzen. Großartig. Großartig? Sprache ist das Privileg der menschlichen Zivilisation, komplexe Sprache ist der Schlüssel zu dem, was den Menschen vom Tier unterscheidet – und bisher auch von der Maschine. Wir bringen der KI unsere Sprache bei, was macht sie damit? Es gibt viele, die das ängstigt, weil wir einer außermenschlichen Existenz das exklusive Werkzeug übereignen, menschliches Denken zu beeinflussen.
Die Grenzen der KI im Journalismus sind eindeutig: Je subjektiver ein Text, desto schwieriger ist es für die KI, ihn besser zu machen. Künstliche Intelligenz redigiert nach Regeln; eine wichtige Quelle für menschliche Kreativität ist Regelverletzung. Da die KI ihre Sätze baut nach der Berechnung der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit, welches Wort einem anderen Wort folgen könnte, ist sie die Programmierung gewordene menschliche Schwarmintelligenz. KI weiß mehr als jeder Mensch, aber sie ist nicht so kreativ wie kreative Menschen.
Deshalb ist es wichtig, sich so mit KI zu beschäftigen, dass man Chancen und Risiken beurteilen kann. Schau gern in die inzwischen sechs Workshops, die wir produziert haben und in den nächsten Wochen online stellen. Wenn du wissen willst, wie wir die WSKI entwickelt haben, dann kannst du hier mehr erfahren. (Workshop: Wie wir Wolf Schneider klonten)